Holzkohlenmeiler 28. Juni bis 7. Juli 2013
Die Holzverkohlung in Neuhütten
(Text: Reiner Schmitt, Neuhütten)
Die Erstellung von Holzkohlenmeilern in der Umgebung des heutigen Ortes Neuhütten geht auf das Wiederaufleben der Eisenindustrie um 1700 im Tal des Altbaches bei Züsch zurück. Zu diesem Zweck waren
große Mengen an Holzkohle erforderlich. In den Wäldern rund um Neuhütten waren nämlich größere Buchenbestände vorhanden, welche für diese Industrie sehr geeignet waren. Vor allem im 19. Jahrhundert
gingen viele Arbeiter aus der hiesigen Umgebung diesem Beruf nach.
Die Errichtung der Unterkunft
Die Köhler bauten neben dem Ort, auf dem sie den Meiler erstellen wollten, Hütten, in denen sie wohnen und übernachten konnten. Sie waren aus kräftigen Stangen gebaut, die oben mit der Spitze
zusammenliefen. Unten umschlossen sie einen Raum, auf dem die Köhler, auch oft mit ihren Angehörigen, sich aufhalten konnten. Das war solange der Fall, bis die Familien in den Siedlungen Schmelz
„Blacken“, Zinsershütten und Muhl angesiedelt wurden. Mit Baumzweigen, Moos und Rasen wurden die Hütten wind- und regendicht gemacht. Auf dem Boden brannte ständig ein Feuer, dessen Rauch in der
Spitze ins Freie ging. Um das Feuer herum wurden auf beiden Seiten Pritschen aufgestellt, die den Köhlern als Schlafplätze dienten. Über dem Feuer hing an einer Kette der Kessel, in welchem die
Speisen zubereitet wurden. Im Feuer briet man täglich Kartoffeln, die die Hauptnahrung der Köhler bildeten. Dieses karge Mahl ließen sie sich munden. Bei einer größeren Gruppe von Köhlern übernahm
der „beste Koch“ die Zubereitung der Speisen, die fast nur aus Brot, Kaffee und Kartoffeln bestanden. Die Ausnahme waren „Stambesklös“; Fleisch gab es so gut wie nie, dagegen waren alle Speisen sehr
fettreich hergestellt. Nur ab und zu wurden sie von ihren Angehörigen aufgesucht, die ihnen Nahrungsmittel usw. überbrachten. Es war ein einsames und entbehrungsreiches Leben, welches die Männer in
den dunklen Wäldern fristeten. Der Wald war die dauernde Werk- und Wohnstätte der Köhlerleute. Hier hielten sie sich Tag und Nacht auf. Kleine, armselige Hütten gewährten ihnen mehr als bescheidene
Unterkünfte. Die hygienischen Verhältnisse waren sicher nicht angenehm. Die Köhler wurden auch „die schwarzen Männer des Waldes“ genannt. Oft hausten sie wochenlang in den Wäldern. Die Hütten
wurden von einer Meilerstelle zur anderen transportiert.
.. beim Köhlerhüttennachbau
Vorarbeiten
Nachdem das vorgesehene Buchenholz während des Winters geschlagen und gespalten war, wurde es in Klaftern aufgesetzt. Gleich daneben wurde eine kreisrunde und ebene Stelle hergestellt, auf welcher
der Meiler vorgesehen wurde. Diese hatte einen Durchmesser von mehreren Metern. Es wurden oft nicht nur eine, sondern gleich mehrere Stellen vorgesehen, auf denen Meiler entstehen sollten. Die
Meilerplätze lagen oft mehrere hundert Meter auseinander. Es taten sich mehrere Männer zusammen und bildeten eine Gemeinschaft.
20 Ster Buchenholz vom "Hausberg" über Neuhütten
Errichtung des Meilers
In der Mitte des vorgesehenen Meilers wurden zwei Pfähle zusammengestellt - der sogenannte „Quandelpfahl“ -. Dazwischen wurde ein Ring aus Ruten gelegt; das war das „Feuerloch“. Dann wurden um den
„Quandelpfahl“ herum gleichmäßig die Buchenscheite aufgestellt. Hatte der Radius einen Durchmesser von etwa zwei Metern erreicht, dann wurde der zweite Stoß draufgesetzt. Breiter und breiter wurde
der Holzstoß, bis er die gewünschte Holzmenge in sich aufgenommen hatte. Es gab Meiler, die etwa 30 Festmeter Buchenholz umfaßten. „Je kleiner der Holzhaufen, um so besser wird die Kohle. So beginnt
man schon mit Meilern, die nur 4 bis 5 Raummeter Holz fassen, aber gelegentlich werden auch Meiler bis zu 60 Meter Holz gebrannt. Giganten ihrer Art,“ so die Auskunft des ehemaligen Neuhüttener
Köhlers Peter Serwene (Philipps Pitt) 1935.
Anschließend wurde das Holz dick mit feuchter Erde und Rasenstücken bedeckt. Der Meiler wurde auf diese Art luftdicht gemacht. Es war eine schwere körperliche Arbeit, die von den Männern geleistet
werden mußte.
...fleißige Hände versprechen Erfolg! Kaum zu glauben, hier haben wir ca. 20 Ster Holz versteckt!
Anzünden des Feuers
Durch das „Feuerloch“ auf der Spitze des Meilers wurde glühende Holzkohle in den Schacht, der bis zum Fuße des Meilers ging, eingelassen. Dann wurde das Loch abgedichtet. Etwa eine Stunde später
wurde es wieder geöffnet und bis oben hin mit Holzkohle gefüllt. Mit einer langen Stange wurden immer wieder Luftlöcher in den das Holz umhüllenden Erdmantel gestoßen, um den Brand zu
erhalten.
Am Kohlenmeiler
Mühsam wird er aufgebaut,
das viele Holz darin verstaut.
Mit Erde und mit Laub bedeckt,
wird er dann bald in Brand gesteckt.
Nach diesem alt Verfahren,
zu Kohlen er muss garen.
Behütet durch des Köhlers Wacht,
zu jeder Zeit, bei Tag und Nacht.
Bis dann am Rauch erkennt der Mann,
dass er den Meiler öffnen kann.
Nun braucht er Wasser und viel Hände,
um so zu löschen alle Brände.
Zurück bleibt außer nasser Schlacken,
Holzkohle auf dem schwarzen Placken.
(aus "Hochwälder Heimatverse"
von Hans-Peter Lorang)
Die Beobachtung des Meilers
Ab da hieß es für die Köhler, den Meiler zu beobachten. Bei Tag und Nacht mußten sie wach bleiben, um den Meiler zu bewachen. Alle paar Stunden mußte der Meiler aufgesucht werden, um nachzuschauen,
ob nirgends Feuer ausgebrochen war. Falls die Luft Zutritt erhalten sollte, würde unter der Einwirkung des Sauerstoffs die Kohle zu Asche werden und beträchtliche Werte gingen so verloren. So mußte
der Köhler immer auf dem Sprung sein, um das Schlimmste zu verhindern. An dem Meiler war eine Art Leiter angelehnt, so daß bei Gefahr des Übergreifens des Feuers eingeschritten werden konnte. Der
Köhler kannte keinen geregelten Arbeitstag, vom Morgengrauen bis zur Dämmerung war er mit dem Meiler beschäftigt. Falls mehrere Männer sich zu einer Gemeinschaft zusammentaten, konnte man sich nachts
mit der Bewachung des Meilers abwechseln. Die Dauer des Verbrennungsprozesses hing von der Größe des Meilers ab. Mehrere Tage waren es gewiß. Ein kleiner Meiler brannte drei bis vier Tage, ein großer
sechs bis sieben Tage. Die Köhler legten Wert darauf, in ihrer Nähe Wasser zu haben, einmal für ihre persönlichen Bedürfnisse und zum anderen zum eventuellen Löschen eines Feuers. Immer wieder mußten
Löcher am Meiler angebracht werden, um die Abluft der Gase zu gewährleisten. Wollte das Holz nicht in Brand geraten, so mußte nachgeholfen werden. Auch war schon mal Nachlässigkeit im Spiel, so daß
der Meiler außer Kontrolle geriet und das Holz zu Asche verbrannte .
Oft waren in den Wäldern viele Meiler am Brennen, so daß man schon von fern den Rauch erkennen konnte, und die Luft der Verkohlung war meilenweit zu riechen.
Die Hobbyköhler des Heimatvereins Neuhütten
Der Meilerbau und die Veranstaltungen wurden in Bild und Ton dokumentiert.
Video-DVD in Bild und Ton vom Holzkohlenmeiler und den Veranstaltungen des Heimatvereins Neuhütten im
Juni / Juli 2013
DVD mit Einleger in drei Teilen ca. 35 min, 10,00 Euro
Erhältlich in der Köhlerhütte und bei Albert Bier, Tel. 06503 / 95049
DVD - einfach Inhalt wie nebenstehend, 5,00 Euro
Erhältlich in der Köhlerhütte und bei Albert Bier, Tel. 06503 / 95049